Aktuelles

Was braucht es für eine Elternschaft nach Trennung und Scheidung?

Publikation der Studie «Zusammen getrennt – Gelingensbedingungen einer Elternschaft mit getrennten Wohnorten» der Eidgenössischen Kommission für Familienfragen (EKFF)

Methodische und inhaltliche Grundlagen der Studie

Am 6. Dezember 2022 wurden mit einer EKFF-Pressemeldung aus Bern die Ergebnisse einer seitens EKFF in Auftrag gegebenen Studie veröffentlicht. Das Marie Meierhofer Institut für das Kind (MMI), das Büro für arbeits- und sozialpolitische Studien BASS AG und Andrea Büchler vom rechtswissenschaftlichen Institut der Universität Zürich haben für diese Online-Studie im April 2021 insgesamt 2868 getrenntlebende Mütter und Väter sowie 244 Kinder befragt. In dieser repräsentativen gesamtschweizerischen Online-Befragung mit dem Titel «Wenn die Eltern nicht zusammenwohnen» wurde erhoben, wie häufig welche Familienarrangements gelebt werden, warum sie so festgelegt wurden und wie es den Kindern und den Erwachsenen dabei geht.

 

Ergebniszusammenfassung

Frühere Forschungsarbeiten, welche das Wohlbefinden und die Entwicklung von Kindern in den Fokus nehmen, wiesen positive Effekte einer alternierenden Betreuung nach, auch eine engere Beziehung zum Vater, wenn die Kinder bei beiden Eltern wohnen. In manchen anderen Studien zeigen sich jedoch namentlich bei hoch konflikthaften Elternbeziehungen auch Nachteile und Risiken des Familienarrangements «Alternierende Obhut». Zudem wird über dessen Zumutbarkeit und Folgen für Kinder unter vier Jahren kontrovers diskutiert.

Als Resümee der gesammelten Studiendaten wartet die EKFF mit der Erkenntnis auf, dass die Form des Familienarrangements weniger ausschlaggebend ist: Die Studie zeigt, dass das Wohlergehen der Kinder vor allem von der Beziehungsqualität und der Konfliktfähigkeit der Eltern abhängt und sich nicht vom Wohlergehen der Kinder von nicht getrenntlebenden Eltern unterscheidet.

Auf der Grundlage der Studienergebnisse erarbeitete die EKFF neun Empfehlungen, damit Eltern und Kinder nach einer Trennung oder Scheidung als Familie weiterhin gestützt und geschützt sind. Die EKFF will mit ihren Empfehlungen einen Beitrag zur Verbesserung der Situation von multilokal lebenden Familien leisten, insbesondere von solchen, die in sozioökonomisch benachteiligten Situationen leben.

 

Empfehlung 1:

  • Sicherstellen von qualitativ hochstehenden, niederschwelligen Beratungsangeboten für Eltern vor/in Trennung und Scheidung zur Stärkung der Beziehungsqualität und des kindbezogenen Austausches. (>> Umsetzung über Fachpersonen, Fachstellen, Sozialberatung und Ausbildungsinstitutionen)

Empfehlung 2

  • Institutionalisieren der interdisziplinären Zusammenarbeit und gesetzliches Anordnen von Mediation und Beratung bei strittigen Fällen.​​​​​​​ (>> Umsetzung durch Gerichte, KESB, Politik und Verwaltung)

Empfehlung 3

  • Verbindliches Gewährleisten der Kinderrechte nach Art. 12 der Kinderrechtskonvention auf Meinungsäusserung und Anhörung sowie verbindliches Partizipieren der Kinder.​​​​​​​ (>> Umsetzung über Gerichte, KESB, Fachpersonen, Fachinstitutionen, freiwillige Sozialberatung, Eltern)

Empfehlung 4

  • Umsetzen von weiteren Massnahmen zur Vergünstigung der familien- und schulergänzenden Betreuungsangebote sowie zur Sicherung des Zugangs aller zu diesen Angeboten — ohne Abbau der Qualität.​​​​​​​ (>> Umsetzung über Politik, Verwaltung, Dachverbände, Trägerschaften)

Empfehlung 5

  • Erforschen des Themas mit Blick auf die Schweiz und sensibilisieren für Gelingensbedingungen multilokaler Familienarrangements.​​​​​​​ (>> Umsetzung über Forschung, Bundesamt für Statistik BFS, kantonale Fachstellen)

Empfehlung 6

  • Intensivieren des gesellschaftlichen Diskurses über Elternschaft und Familie mit Orientierung an einem Diversity-Leitbild.​​​​​​​ (>> Familienorganisationen, kantonale Fachstellen)

Empfehlung 7

  • Berücksichtigen der Bedürfnisse multilokal lebender Familien bei der Bemessung von existenzsichernden Leistungen wie Sozialhilfe, Ergänzungsleistungen oder betreibungsrechtlichem Existenzminimum.​​​​​​​ (>> Umsetzung über Politik/Gesetzgebung, Verwaltung, SKOS, NGOs)

Empfehlung 8

  • Ausrichten der Leistungen und Abläufe der öffentlichen Verwaltung, Schulen und privater Institutionen auf die Bedürfnisse von Familien mit multilokalen Arrangements; Eruieren von Benachteiligungen und deren Beseitigung.​​​​​​​ (>> Politik/Gesetzgebung, Verwaltung, Schule, private Institutionen (bspw. institutionelle Kinderbetreuung), Versicherungen etc.)

Empfehlung 9

  • Überarbeiten der rechtlichen Grundlagen (Gesetze, Verordnungen) nach dem Grundsatz der gemeinsamen Betreuungsverantwortung.​​​​​​​ (>> Politik/Gesetzgebung und Justiz)

 

Diese EKFF-Empfehlungen stimmen mit den Grundsätzen der IGM Schweiz überein; darüber hinaus fordert IGM Schweiz z.B. noch die vermehrte Anordnung der alternierenden Obhut nach Trennungen und Scheidungen.

Nach Trennung und Scheidung braucht es für eine friedvolle und kindgerechte Elternschaft vor allem immer individuell den Vater und die Mutter, die diese Elternschaft im Sinne des Kindes leben, um der Eltern-Kind-Entfremdung, Instrumentalisierung und Manipulation der Kinder für die eigenen Interessen keine Chance zu geben.

 

Die verschiedenen Unterlagen zur EKFF, der am 6. Dezember 2022 veröffentlichten Studie und den Vorträgen des EKFF-Forums zu dem Thema vom 1. Dezember 2022 stehen im Internet unter https://ekff.admin.ch zum Download bereit.

​​​​​​​

IGM Beratung

IGM Mitglied werden | zum Antragsformular

IGM Soforthilfe – Kontakt

Der IGM Beratungspass führt zur individuellen Beratung

IGM Treff – IGM hilft Männern

Gratis Rechtsauskunft für Männer bei Trennung & Scheidung

IGM Treff – IGM hilft Männern

IGM Treff Daten

IGM Soforthilfe – Kontakt

IGM Telefondienst | 062 844 11 11