Eltern-Kind-Entfremdung
Von Eltern-Kind-Entfremdung spricht man allgemein dann, wenn ein Kind nach einer Trennung/Scheidung unvermittelt und ohne äusseren Anlass den getrennt-lebenden Elternteil vehement ablehnt, ohne dafür nachvollziehbare Gründe angeben zu können.
Dies geschieht hauptsächlich dann, wenn die Trennung der Eltern stark konfliktbehaftet verläuft und Streitigkeiten auf der Paarebene die Elternebene belasten.
Die Folgen davon sind meist teilweiser oder vollständiger Kontaktabbruch der Kinder zum getrennt-lebenden Elternteil sowie der gesamten, mit dieser Person verbundenen Familienhälfte. Dies bedeutet für die Betroffenen eine dramatische Zäsur.
Oliver Hunziker, Präsident des Dachverbandes für gemeinsame Elternschaft GeCoBi sagt dazu «Die betroffenen Menschen erleben diese Entwicklung als tiefen Einschnitt in ihrem Leben. Väter, Mütter, Onkel, Tanten, Grosseltern und Götti – sie alle sind plötzlich vom weiteren Leben des Kindes abgeschnitten und verlieren jeglichen Bezug dazu. Das sind traumatische Erfahrungen für die Erwachsenen.»
Folgen von Eltern-Kind-Entfremdung
Noch schlimmer sind aber die Folgen für die betroffenen Kinder. Diese müssen womöglich die Hälfte ihrer Familie plötzlich ablehnen, sie müssen lernen, ihre Gefühle abzuspalten und aufzuteilen.
Unabhängig davon, ob die Entfremdung durch den betreuenden Elternteil bewusst oder unbewusst herbeigeführt wurde, oder ob andere Umstände dazu führten – für die betroffenen Kinder bleibt es eine schwere psychische Beeinträchtigung mit möglichen Langzeitfolgen. Man spricht deshalb im Zusammenhang mit Entfremdung nicht selten auch von psychischem Missbrauch an den Kindern.
Das Konzept der Entfremdung wurde in der Fachwelt lange Zeit eher stiefmütterlich betrachtet. Seit einigen Jahren gibt es aber immer mehr Forschung und wissenschaftliche Daten dazu, aus ganz verschiedenen wissenschaftlichen Bereichen und aus zahlreichen Ländern. Entstehung, Wirkung und Folgen einer Entfremdung sind heute gut untersucht und dokumentiert. Auch umfassende Literatur zu möglichen Gegenmassnahmen ist ausreichend vorhanden.
Nochmals Oliver Hunziker: «Das Problem ist bekannt, die Gesetze würden einen korrekten Umgang damit durchaus zu lassen, aber leider mahlt der Behördenapparat sehr langsam und an vielen Orten werden die möglichen Gegenmassnahmen nicht ergriffen, und damit wird das Kind nicht vor dem psychischen Missbrauch geschützt»
Sensibilisierungskampagne "Genug Tränen"
Der Dachverband für gemeinsame Elternschaft hat deshalb am 20. November 2022 die Kampagne «Genug Tränen» ins Leben gerufen, um verstärkt auf die Problematik hinzuweisen. Diese Kampagne richtet sich an Betroffene, aber auch an Fachpersonen und Politiker. Sie soll sensibilisieren und aufklären, damit baldmöglichst ein besserer Umgang mit diesen tragischen Fällen erarbeitet werden kann.
«Wir sind es unseren Kindern schuldig, dass wir zumindest versuchen, sie von solchem Leid zu bewahren.», so GeCoBi-Präsident Oliver Hunziker.
Für Rückfragen sowie weitere Links steht Ihnen gerne zur Verfügung:
Oliver Hunziker, Präsident GeCoBi
GeCoBi www.gecobi.ch Schweizerische Vereinigung für gemeinsame Elternschaft info@gecobi.ch 3000 Bern +41 31 552 05 51
Links und Hinweise
https://gecobi.ch Dachverband für gemeinsame Elternschaft, gegründet 2008
https://gecobi.ch/trennungskinder-erziehen/ Podiumsveranstaltung GeCoBi 28.01.2022
https://youtu.be/RlUbqj5T-OQ Referat, Professor Linda Nielsen
https://youtu.be/voDESB4xPQ0 Referat Dr. Jennifer Jill Harman
https://gecobi.ch/kontaktabbrueche/ GeCoBi-Studie
https://genug-traenen.ch Kampagnenseite